Die Zeiten sind hart. Sehnsuchtsorte werden imaginiert: Mal wieder die 80er. Doch wo sind die Gegenentwürfe? fragt sich unser Kolumnist.
Popkultur wird ja immer nachgesagt, in Zyklen zu verlaufen. Nun sind zum wiederholten Mal die geliebten Eighties an der Reihe: Die Neue Neue Deutsche Welle macht sich im aktuellen Mainstream breit, Serien feiern die bekannten Hits, bebildert mit stilisierten Hochglanzfiltern – doch am Ende sind es wieder nur modische Itpieces von H&M. Dabei war gerade der Umbruch zwischen 70ern und 80ern prägend für alle die, die das Experiment, die große Geste und die Weirdness im Pop suchten.
Und genau dieser Übergangsphase widmet sich Glamour and Gloom mit seinem neuen Album Pat. Inspiriert von den Großen: Man fühlt sich an Bowie, Einstürzende Neubauten, aber auch The Doors erinnert. Wie diese es bereits taten, wird hier auf der Tiefe des historischen Raums gebaut, auf Blues und Chanson etwa. Die Songs wandeln, erzählen Geschichten, von damals, von heute. Niemals ewig gestrig, doch das Gestrige nie vergessend, schwelgt Pat immer auf festem Boden.
Glamour and Gloom kreiert all diese Stimmungen und Schwankungen auf einer Heimorgel. Der vernoiste Wavesound, den er dem altmodischen Instrument abverlangt, wirkt dabei niemals der jetzigen Zeit fern, gar nostalgisch. Seine tiefe Stimme trägt uns in eine neue, ferne Welt, die unserer nicht so unähnlich zu sein scheint – in der jedoch Alleinunterhaltertum niemals peinlich (neudeutsch: cringe), ist, sondern keine Angst vor weirder Coolness hat.
Die Gegenentwürfe finden sich wie immer nur im Kleinen. Der Traum ist tot, hoch lebe der Traum. Und dieser braucht einfach nur etwas zu erzählen haben, eine eigene Story, die eben gerade nicht aussieht wie ein Instagramfilter. Pat ist ein Album, das mit Sicherheit niemals im Supermarktradio gespielt werden wird – doch schafft es Momente, an die man sich auch nach 3 Storyclips noch erinnert.